Austrian Music Network
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2006 
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200611: Stecher 
200610: Yashiro Kondo 
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2005 
bilder2005 
200512: Gustav Danzinger 
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2004 
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2002 
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1999 
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199908: Bijan Khadem-Missagh 
199907: Franz Endler 
199906: Harald Serafin 
199905: Walter Kobera 
199904: Eduard Strauss 
199903: Edith Lienbacher 
199902: Fabio Luisi 
199901: Clemens Hellsberg 
1998 
199812: Alfred Eschwe 

 



Markus Schirmer, Pianist
O. Univ. Prof. für Konzertfach Klavier an der Musikuniversität Graz

Im Juli-Portrait stellt das Austrian Music Network einen der interessantesten österreichischen Pianisten vor. Wir dürfen an dieser Stelle die Basler Zeitung zitieren, die dies in origineller Weise bestätigt: "Markus Schirmer ist so gewandt, humorvoll und einfallsreich, dass jeder Flügel ihn vom Fleck weg heiratet, wenn er nicht aufpasst." Mit diesem Prädikat ausgestattet lassen wir Markus Schirmer gerne selbst zu Wort kommen.

AMN: Ihrem Lebenslauf ist ein philosophischer Grundsatz zu entnehmen: "Man sollte nie versuchen, klüger zu sein als die großen Meister, die Komponisten. Es steht genügend in den Noten, das Wesentliche ist, es in Demut und mit wachem Geist und Herz zu erkennen und zu erfüllen". - Glauben Sie, ist diese Haltung, wo der Populismus als Zeitgeist vorherrscht, in der Musik noch aufrecht zu erhalten?

MarkusSchirmer
Markus Schirmer: Dieser philosophische Grundsatz kommt nicht direkt von mir, er kommt von einem Vorbild von mir. Einer meiner ganz großen Lehrer, Rudolf Kehrer, ein Weißrusse und sehr bescheidener und demutsvoller Mensch, hat uns Studenten dieses mitgegeben. Der Verzicht auf jeglichen "Schnick -Schnack" und nur die Ausleuchtung des Notentextes ist der wahre Weg für die Interpretation eines Werkes. Kehrer hat uns das vorgelebt, er hat selbst noch im hohen Alter mit seinen Lehrern den Kontakt gepflegt, diesen auch immer wieder vorgespielt um Rückmeldungen zu bekommen und so auch immer wieder Neues entdeckt. Ich habe Kehrer 1986 kennengelernt und seine Haltung hat mich so beeindruckt, dass es später zu einer Maxime von mir, zu meinem Credo wurde.

Es stimmt, dass der Populismus und der Zeitgeist uns immer wieder vorgesetzt werden. Man vermarktet junge Talente - lässt sie 150 Konzerte im Jahr spielen und nimmt ihnen jede weitere Möglichkeit, sich geistig mit der Musik und den Werken auseinander zusetzen. Dadurch gleitet im Laufe der Zeit alles in eine Oberflächlichkeit ab und die technische Notenspielerei wird das beherrschende Element eines Konzertes. Stilistisch wird vieles sehr anfechtbar und das kommt daher, dass auch die talentiertesten Jungen gerade in dieser Richtung eine Führung benötigen um nicht in ausufernde Effekthascherei zu verfallen. Dieser Vorwurf geht auch in Richtung Plattenfirmen und Managements, die nur an den Verkauf ihres Produktes - den Künstler - denken.

Eine gewisse Zeit der Askese sollte jedem jungen Künstler gewährt werden, um sich immer wieder zurücknehmen zu können und im Sinne des Komponisten an dem Werk zu arbeiten. Die andere Variante ist, man wird Kopist anderer Interpretationen. So haben es alle gespielt also weicht man nicht davon ab - auch wenn es 100 Jahre eine Fehlinterpretation war. Da bin ich nicht dieser Meinung, sondern die Zeit muss einfach dafür aufgewendet werden um sich eingehend mit dem Werk zu beschäftigen. Wir können als Pianisten z.B. in punkto Phrasierung von den Streichern und Bläsern sehr viel lernen - es geht nicht, dass man es nur irgendwie macht.

Das sieht man auch am Theater, wo viele Regisseure nicht mehr im Einklang mit dem Autor stehen. So ist es in der Musik das Ignorieren der Anweisung des Komponisten, oder des um jeden Preis anders sein zu wollen. Ich habe nichts dagegen, wenn etwas in der Sprache der Zeit abgehandelt wird aber es muss immer noch der Charakter des Stückes und dessen Aussage getroffen werden. Selbstverwirklichung ist da nicht angesagt - wer etwas anderes will, muss es halt selbst schreiben.

Es ist in der heutigen Zeit sicher schwer, denn vieles wird von der Medienmaschinerie dominiert, die nur wenigen eine Chance lassen. Das ist auf jedem Sektor zutreffend, ob es sich um Geiger, Sänger, Pianisten, Dirigenten, Regisseure oder sonst wen handelt, sie werden emporgejubelt und in 5 Jahren kennt man sie, bis auf wenige Ausnahmen, nicht mehr. Es ist durchaus möglich einen N.N. durch Einsatz dieser Mittel zu einem Star zu machen. Ich versuche meinen Grundsatz treu zu bleiben, die Werktreue und die Textinterpretation als Hauptanliegen zu sehen. Dies gebe ich auch meinen Studenten weiter, sonst hätte ich ein schlechtes Gewissen.

AMN: Eine Frage an den Universitätsprofessor: Wo sehen Sie die besten Chancen für junge angehende Pianisten (Musiker) um sich etablieren zu können? Ist der Konkurrenzdruck nicht um ein Vielfaches stärker geworden als vor einigen Jahren?

Markus Schirmer: Der Konkurrenzdruck ist in den letzten Jahren sicher stärker geworden. In meiner Studienzeit war es noch üblich, dass Musikkritiker in unsere Vorspielabende kamen und darüber berichteten. Heute ist kein Platz mehr für Zeitungskritiken, es werden nur mehr einzelne Ereignisse groß aufgeblasen und an den vielen anderen kulturellen Ereignissen wird vorbeigegangen. Fernsehsendungen, die früher jungen Künstlern die Möglichkeit eines Auftrittes gegeben haben wurden auf ein Minimum reduziert. Man hat mit der Quotenregelung den Kulturauftrag dieser Massenmedien auf niedrigstes Niveau heruntergeschraubt.

Ich durfte unlängst meine CD in "Willkommen Österreich" präsentieren und wenn ich vergleiche wie ich z.B. in einer "Heinz Conrads-Sendung" einen Auftritt hatte, dann habe ich damals 5 ½ Minuten spielen können, jetzt wurde ich gebeten, 1 ½ Minuten nicht zu überschreiten. Es gab damals auch Sendungen in denen junge Künstler im Fernsehen und auch im Rundfunk vorgestellt wurden, das ist heutzutage gestorben. Ich glaube, es geht den falschen Weg, man darf das Publikum nicht so unterschätzen. Wenn das Gebotene qualitätsvoll und ehrlich ist, dann bleiben die Leute ganz sicher bei der Sendung und zappen nicht gleich weiter. Mit der klassischen Musik auf jedem Fall. Doch Musik gab es schon immer in meinem Elternhaus.

Die Schwierigkeit der Präsentation von jungen Künstlern ist immer gegeben. Mit einem vermögenden Elternhaus und durch Sponsoren die Konzerte arrangieren, Kritiker einladen und möglichst viele Freikarten verteilen sind Kriterien gesetzt, die nur in den seltensten Fällen zum Tragen kommen.

Ich glaube das Wichtigste ist, dass ein junger Künstler außer einem gut aufgebauten Repertoire, technischem Können und musikalischer Ausdruckskraft auch weiß, was er will. Er hat die Chance zu entscheiden in welche Richtung seine Zukunft führen soll - ist es eine rein solistische Karriere oder eine Spezialisierung auf den zeitgenössischen Bereich, eine Kammermusikalische Schiene, vielleicht auch Liedbegleitung oder Korrepetition. Das versuche ich meinen Studenten mitzugeben, denn es reicht nicht, nur gut zu spielen. Wettbewerbe sind ebenfalls ein Weg, der allerdings nicht immer den Erfolg einer Karriere verspricht. Dabei ist es möglich auf sich aufmerksam zu machen und Leute kennenzulernen, denen ein unplatzierter Teilnehmer oft ausdruckstärker vielleicht förderungswürdiger erscheint als ein Preisträger.

 

AMN: Wie haben sie Ihre Karriere begonnen - war es vom Studienbeginn an Ihr Wunsch Konzertpianist zu werden? Haben Sie eine bestimmte Strategie gehabt oder war es die logische Folge eines Studienweges?

Markus Schirmer: Das Musizieren oder besser gesagt das Klavierspielen hat mir als Kind bereits enormen Spaß gemacht. Ich konnte einige Jugend musiziert Wettbewerbe gewinnen ohne noch daran zu denken, einmal Konzertpianist zu werden. Durch mein Elternhaus, das künstlerisch sehr interessiert und auch aktiv tätig war, meine Mutter hatte Gesang studiert und der Vater war Schauspieler, wurde mir die Entscheidung meiner Berufswahl schon in die Wiege gelegt. Opernbesuche - Liederabende und Theaterbesuche waren an der Tagesordnung, sodass man hier von einem gut aufbereiteten Umfeld sprechen kann. Meine Lehrer waren alle ausgezeichnete Pädagogen und so war es eine logische Folge, diese Laufbahn zu ergreifen.

AMN: Gibt es in Ihrem Repertoire eine bevorzugte Sparte der Musik - wie Zeitgenossen - Klassik - Romantik usw. oder können Sie von Ihrer Geisteshaltung her jederzeit in eine andere Rolle wechseln?

Markus Schirmer: Ich sehe mich ein bisschen wie ein Chamäleon, dass je nach künstlerischen Gegebenheiten sich diesen Umständen anpasst. Allerdings mache ich mir sehr genaue Gedanken, wenn ich einen Klavierabend gebe. Ich finde diese typischen Allerweltsprogramme ein wenig fad. Für mich ist es viel reizvoller, Komponisten-Gegenüberstellungen zu zeigen die einen inneren Duktus haben. Bei meiner letzten CD die vor kurzem herausgebracht wurde, habe ich beispielsweise "Bilder einer Ausstellung" mit Ravels " Miroirs" (Spiegelbilder) in Verbindung gebracht. Es handelt sich hier nicht nur um eine Darstellung der Bildhaftigkeit sondern auch die innere Verbindung Ravels zu Mussorgskij, dessen "Bilder einer Ausstellung" von Ravel ja sehr geschätzt und daher auch für Orchester instrumentiert wurden. Oder, einmal habe ich einen Abend mit Mazurkas von Chopin und Szymanowski abwechselnd gespielt. In einem Mozart - Bartok Abend stellte ich Stücke aus dem Mikrokosmos Mozartsonaten gegenüber, wobei einige haargenau gleichen Motive offensichtlich auch von Bartok übernommen wurden. Einem Abend gab ich den Titel: "Zeit für A". Alle Stücke waren in A-Dur komponiert und durch die Epochen hindurch ausgewählt, wobei ich in der Jetztzeit, mit Ligeti begann. Selbst die Zugaben waren noch in A-Dur. Diese Art der Programmgestaltung finde ich reizvoll und interessant. Das Wechseln in eine andere Rolle darf keinesfalls ein wildes Zusammenwürfeln sein, es muss einen Sinn machen.

AMN: Konzertreisen sind ein wesentlicher Teil in der Karriere eines Solisten. Können Sie trotz ihrer Professur an der Musik-Uni sich für solche Aufgaben freimachen? Gibt es von Ihnen bevorzugte Länder, die Sie lieber bereisen?

Markus Schirmer: Bevorzugte Länder in denen ich besonders gerne spiele gibt es nicht. In den letzten beiden Jahren habe ich sehr viel in Deutschland konzertiert. Es hängt immer davon ab, wo die Agenturen ihre Kontakte haben und wo diese in Konzertreisen zu verwandeln sind. Ich spiele gerne in großen und auch in kleineren Konzertsälen oder bei Kammermusik - Festivals.

Da schätze ich vor allem den spontanen und herzlichen Umgang mit Kollegen und dem Publikum. Das alles neben der Professur unterzubringen ist gar nicht leicht und es erfordert eine sehr genaue Zeiteinteilung. Der Unterricht darf durch mein Wegsein nicht leiden darauf achte ich sehr gewissenhaft. Durch die vielen Verpflichtungen die ich nächstes Jahr haben werde, wird es sicher sehr schwer für mich, einen gangbaren Weg zu finden. Es stehen Tourneen nach Südamerika, Südafrika, USA, Tschechien, Deutschland, Schweiz, Italien und durch Österreich an.

AMN: Wie ist Ihre Einstellung zur Kammermusik? Im Lebenslauf finden wir eine große Anzahl berühmter Partner, mit denen Sie am Podium standen. Wie sehen Sie diese Musikgattung in Ihrer künstlerischen Wertigkeit?

Markus Schirmer: Kammermusik ist sehr, sehr wichtig. Ich hatte das Glück, mit vielen sehr guten Leuten zu spielen und werde in Zukunft wieder mit neuen Partnern am Podium sein. Man lernt gerade in der Kammermusik durch die Arbeit mit Streichern, Bläsern und Sängern sehr viel auch für die solistischen Auftritte. Man hat wunderbare Gemeinschaftserlebnisse bei denen gemeinsam ein Werk, auch schwierigste -Werke erarbeitet werden, wobei das gemeinsame Erleben und Reifen eines Werkes ein starkes Gruppengefühl auslöst. Das ist sehr spannend und schön, außerdem ist man nicht allein auf Konzerttournee bzw. am Podium, was ebenfalls ein angenehmer Aspekt der Kammermusik ist. In dieser Hinsicht genieße ich es, mein Repertoire zu erweitern.

AMN: Nehmen Sie Klavierkammermusikwerke in Ihr Unterrichtsprogramm auf oder sind die solistischen Aufgaben ihrer Studenten vorrangig?

Markus Schirmer: In meinem Unterrichtsprogramm für die Studenten sind in erster Linie rein solistische Aufgaben. Wir haben an der Musikuniversität extra Lehrer, die für Kammermusik zuständig sind. Hier gibt es klare Richtlinien - Klavierkammermusik ist ein Pflichtfach, das nur von den dafür zuständigen Pädagogen unterrichtet werden darf. Es ist aber nach dem neuen Uni- Gesetz möglich, dass ein Wechsel innerhalb der Abteilung stattfindet und jemand anderer eventuell für ein Jahr die Klavierkammermusik zu übernehmen hat. Hin und wieder ergibt es sich, dass ich auf Wunsch der Studenten diese oder jene Passage mit ihnen durchnehme - es kann sein, dass es gerade Parallelen zu einem anderen Werk gibt und da ist es eine Selbstverständlichkeit, sich damit auseinander zusetzen.

AMN: Sie haben sich laut Lebenslauf auch außergewöhnlichen Stilrichtungen verschrieben. Worum geht es dabei? Lieben Sie die Improvisation - die Arbeit mit Schauspielern - oder noch andere Ausdrucksformen?

Markus Schirmer: Improvisation ist für mich sehr wichtige, ich habe immer gerne improvisiert, dadurch war ich für viele Richtungen sehr offen. Ich interessierte mich für Jazz, für gute Popmusik wobei immer der Gedanke vorherrscht: "Was macht es aus, weshalb manche Erfolg haben und andere nicht. z.B. wieso wurden die Beatles so groß? Und auch heutzutage gibt erfolgreiche Bands, Musiker und auch Komponisten." Dieses Geheimnis hat immer mein Interesse geweckt, die Hintergründe zu ergründen. Diese Leute haben sich auch in die verschiedensten Sparten vorgewagt und ich glaube, dass wir da in der Klassik daraus sehr viel lernen können. Vielleicht von der Lockerheit aber auch von der Ernsthaftigkeit, die von guten Musikern immer als Ausgangspunkt zu sehen ist und die meist auch die Basis ihres Welterfolges darstellt. Es ist oft so, dass hier Spontaneität mehr einfließen kann als bei uns klassischen Musikern. Wahrscheinlich auch durch die Gebundenheit an unseren Notentext, den wir im Sinne des Komponisten werkgetreu zu erfüllen haben, können wir oft nicht diese impulsive und freie Interpretationsform finden.

ch sehe in dem Notentext unser Rüstzeug, das wir studieren und mit dem wir uns wirklich oft viele Jahre auseinandersetzen. Im Konzert sollte dann je nach Konzertpublikum, je nach Saal und persönlicher Disposition eine flexible Gestaltung der Musik mit spannungsvollen Aspekten möglich sein. Es soll dabei auch den Gefühlen des Komponisten zur Zeit dieser Schöpfungsperiode nachgeforscht oder nachempfunden werden, um so eine authentische Interpretation zustande zu bringen. Wenn man z.B. Beethovens Sonate "Pathétique" betrachtet, dann kommt man dahinter, dass Beethoven zum Erstenmal mit seiner beginnenden Taubheit konfrontiert wurde. Weiß man diesen Hintergrund, so wird man die Interpretation durch dieses Wissen in eine ganz andere Richtung führen. Wenn das alles im Moment der Wiedergabe passiert, dann lässt es sich jeden Tag aufs neue formen, das Publikum wird mitfühlen und es kann zu einem gegenseitigen Austausch von Emotionen kommen. So habe ich auch bei anderen Stilrichtungen viel gelernt - speziell auch von Schauspieler z.B. vom Wolfram Berger der ein guter Freund von mir ist. Er hat sich auch nicht einengen lassen, hat die Theaterszene verlassen, um frei und flexibel zu sein. Ihm war das en suite spielen von etwa 25 Vorstellungen mit dem gleichen Stück zu eintönig. Das ist sicherlich auch mein Bestreben, um zu erkunden, was kann ich mit meinem Klavier ausdrücken und in welches Terrain kann ich mich noch vorwagen. Ich sehe mich darum auch nicht ausschließlich als Pianist, sondern als Musiker und Künstler, der einen breiteren Horizont zu umreißen versucht. Mit "Scurdia" habe ich Musiker aus aller Welt integriert und somit beispielsweise in einem weltmusikalischen Terrain Fuß gefasst.

AMN: Was sind Ihre nächsten Aufgaben und Termine? Wir würden diese gerne in diesem Rahmen publik machen.

Markus Schirmer: Meine nächsten Termine sind:

  • 7. Juli 2005, 20 Uhr GRAZ (A) - Helmut-List-Halle Styriarte "Lieben Sie Brahms"
  • 8. Juli 2005, 20 Uhr GRAZ (A) - Helmut-List-Halle Styriarte "Lieben Sie Brahms"
  • 11. Juli 2005, 20:30 Uhr ELMAU (D) - Schloss Kammerkonzert mit dem Gaede Trio
  • 13. Juli 2005, 20 Uhr JOHANNISBERG (D) - Schloss - Fürst-von-Metternich Saal Rheingau Musik Festival mit dem Gaede Trio

Wie schon erwähnt kommt noch Südamerika und Südafrika und die Mondsee Tage, das Festival St. Gallen, Wiener Musikverein und - worauf ich mich sehr freue - mein Debüt mit den Wiener Philharmonikern unter Valery Gergiev. Alles fällt mir nicht gleich ein, aber es werden sehr viele Konzerte sein.

AMN: Wenn Sie einen besonderen Wunsch für sich oder die Zukunft haben - was wäre das?

Markus Schirmer: Vor allem gesund zu bleiben und die Kraft und Energie zu haben, diese Aufgaben in vollem Umfang ausführen zu können. Ich will keinesfalls mich mit 150 Konzerten im Jahr überlasten, das schaffe ich nicht. Es geht mir mehr darum, die Konzerte als befruchtend zu erleben um daraus auch wieder neue Impulse und Energien für meine Unterrichtstätigkeit zu gewinnen.

AMN: Wie ist Ihr persönlicher Umgang mit den elektronischen Medien Internet und E-Mail? Sehen Sie Möglichkeiten, diese auch im musikalischen Bereich wirkungsvoll einzusetzen?

Markus Schirmer: Ich bin ein Mensch, der sich immer für Technik interessiert hat und finde daher die neuen Medien absolut wichtig. Als junger Mensch habe ich schon mein ganzes Taschengeld in irgendwelche Verstärker, Computer und weiß Gott welche Geräte investiert. Ich bin mit dem Internet bestens vertraut und nutze es täglich. Im musikalischen Bereich habe ich meine Homepage die derzeit einen Preis gemacht hat, der von der Werbindustrie gestiftet wurde. Es ist ganz wichtig sich im Internet zu präsentieren, auch wenn es nur ein kleine Homepage ist. Bei mir ist es eine größere geworden und die muss immer auf dem letzten Stand gehalten werden. Es ist einfach ein Medium, das nicht mehr wegzudenken ist.

www.markusschirmer.at

AMN: Wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Glück und viele erfolgreiche Konzerte.



 


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